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Die Naumburger Kernfusion

Henrik Schrat

Kunstprojekt für das Architektur- und Umwelthaus Naumburg

In Zusammenarbeit mit den Neuen Auftraggebern

1. Projekt – Überblick

Das AUH wird als ein Haus verstanden, an dem sich soziale Energien bündeln, und bürgerschaftliches Engagement in die Zukunft projizieren. Die Vergangenheit des Ortes mit ihren Brüchen wird gelesen, erhalten und weiter geschrieben. Die Summe vieler einzelner Handlungen ‚fusionieren’ zur sozialen Bewegung und erzeugen Energie.

Das Kunstprojekt entfaltet ein erzählerisches und visuelles Angebot dafür.

Im Hintergrund des Projektes steht eine fiktive Erzählung aus der Geschichte Naumburgs, in der das Kunstwerk im jetzigen AUH sich andeutet. Sie wird als illustrierte Geschichte in einem Geländer des Hauses in Silhouetten nacherzählt. Ein skulpturales Objekt, der sogenannte Kernschwarm, wird als Teil dieser Erzählung im Haus installiert.

Mögliche Perspektiven:

Es bieten sich verschiedene Möglichkeiten an mit dem Material interaktiv weiterzuarbeiten – dem Text, den Silhouetten, den Kirschkernen – sie sind aber nicht integraler Bestandteil des Projektes. Zwei bis drei Schichten Kirschkerne geben bei Verleimung beispielsweise ein stabile Gebilde aus denen kleine Gegenstände erstellt werden können, die das AUH Besuchern mitgibt, oder in Workshops ergeben sich Möglichkeiten.

2. Die Erzählung und ihre Metaphorik

Die Geschichte „Die Naumburger Kernfusion“ fungiert als Ausgangspunkt, gleichsam als ‚erzähltes Konzept’. In ihrer fiktiven Behauptung spiegelt sie dabei die bekannte Geschichte vom Hussitenfest, die fester Bestandteil der lokalen Folklore ist. Steht die Belagerung und Rettung dort im Zentrum, wird hier von der Kirsche als kleiner Luxus, als Geschenk auf ihren Kern als Ausgangspunkt für neues gefolgert. Das Zusammenkommen vieler einzelner Kerne, ihre ‚Fusion’ steht für den baulichen wie auch sozialen Prozess. Viele Einzelelemente bilden die Bausteine für ein neues Gebilde oder Gebäude. Im Schwarm sind die Einzelteile flexibel miteinander verknüpft. Er folgt den inhaltlichen Linien, welche die Geschichte ihm vorgibt, und interpretiert sie neu.

3. Die Illustrationkernfusion-1-300x200

Die Illustration der „Naumburger Kernfusion“ löst sich vom Text und steht als Bildgeschichte für sich. Sie wird aus Silhouette ausgeführt und aus schwarz beschichtetem Stahlblech ausgeschnitten. Als Teil des Geländers auf dem Dach des Seitenbaus ist sie architektonisch eingebunden. Die Schattenrissgeschichte steht in Korrespondenz zu den Silhouetten, die der Naumburger Walter Hege 1920 zur Hussitengeschichte schuf.

Das Verhältnis zwischen Durchblick und Objekt kommt in der frei stehenden, ausgeschnittenen Form besonders klar zum Tragen.

 

4. Skulptur. Der Kernschwarm.

Inhaltlicher Kontextkernfusion-2-300x438

In der Geschichte tauchen Kirschkerne auf, der sich zu verschiedenen Formen zusammenschließen, der Kernschwarm. Als flexibles Objekt, welches aus vielen Kernen wie aus Atomen besteht, nimmt er die Form von Erinnerungen an und materialisiert sie. Ein Geist, könnte man sagen, ein Geist aus Kernen. Er ist die Erinnerung der Architektur.

Das Gebäude und seine Veränderung durch die Zeit sind der Auslöser für die Form und Plazierung des Kernschwarmes. Die überlagernden Spuren der Zeit sind im Gebäude architektonisch sichtbar und erlebbar gemacht, und so fügt sich der ‚Kernschwarm’ als skulpturales Objekt dort ein.

Das Objekt:

Der ‚Kernschwarm’ besteht in der Ansichtseite aus Kirschkernen, die auf einer Trägerform transparent verleimt sind. Die fließende, biomorphe Form ist asymmetrisch und erinnert an einen Bienenschwarm, der sich im Flug verformt.

Es wäre sinnvoll, das Objekt unter Einbeziehung der Öffentlichkeit entstehen zu lassen, das kann sowohl das Einsammeln der Kirschkerne als auch das Bauen das Objektes im Rahmen eines Workshops betreffen.

So entsteht der Schwarm als eine Kommunikationsskulptur.

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Im Durchgang des Hauses nimmt er die Bewegung auf und gleitet als flache breite Deckenschale nach hinten, bündelt sich, senkt sich nach links unten und durchschlägt die rückwärtige Wand kurz über dem Buckel, den das Kellergewölbe macht. Er tritt im Hof aus der kleinen, (zugemauerten) Öffnung über der Kellertür wieder aus, um dort nach ca. 50 cm in einer Rundung zu enden. Er kann direkt hinter der Wand enden, oder noch die vorgehängte Glasfassade schneiden.

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Zum Download:

Illustrierte Geschichte "Die Naumburger Kernfusion" als PDF-Datei